Unsere kleine Danica war ein absolutes Wunschkind. Eine Ewigkeit verging und endlich war ich wieder schwanger. Die Freude darüber war unbeschreiblich. Wie auch bei meinem Sohn war es von Beginn an eine Bilderbuchschwangerschaft. Alles war perfekt. Bis.....

 

21.11.2007 22 Schwangerschaftswoche

Es war die 2te große Ultraschalluntersuchung. Mein Mann und ich starrten auf den Bildschirm und die Ärztin begann die Untersuchung. Unsere Kleine war nicht gerade zeigefreudig, aber das waren wir schon gewohnt. Die Ärztin wurde ernst. Etwas stimmte nicht. Sie sagte die Beinchen und Ärmchen seien zu kurz. Um dieses genauer untersuchen zu können verwies sie uns in eine nahe gelegene Klinik die über ein  4 D-Ultraschallgerät verfügte. Der Termin wurde für den nächsten Tag angelegt.


22.11.2007

Die Untersuchung verlief Wortlos. Der Arzt der zuvor uns so freundlich begrüßte war stumm geworden. Danica war sehr fit und turnte während der Untersuchung herum. Nach gut einer Stunde Ultraschall war die Untersuchung vorbei. Der Arzt sammelte sich und sagte: Ich weiß nicht wie ich ihnen das sagen soll...

Diagnose: Schwere Skelettdyplasie mit Verkürzung aller langen Röhrenknochen und flachen Profil. Enger Thorax mit kurzen Rippen. Verdacht auf Achondrogenesis. Danica war nicht nur behindert. Sie war nicht lebensfähig. Und zuerst hörten wir das Wort: Schwangerschaftsabbruch. Der Arzt verwies uns in eine Spezialklinik um seine Diagnose zu bestätigen.

   
23.11.2007 Universitätsklinik Bonn

Mit der Hoffnung das der Arzt sich geirrt hat und Danica einfach nur „Kleinwüchsig“ ist, machten wir uns früh morgens auf den Weg in die Klinik. Stets den Gedanken im Hinterkopf das der Arzt sich einfach vertan hat und es nicht so schlimm ist. Die Untersuchung war niederschmetternd, denn es war noch viel schlimmer als angenommen. Unser kleiner Engel hatte keine Chance auf Leben und in uns erlosch auch noch der letzte Funken Hoffnung. Der Arzt erklärte das es diese schwere Form sehr selten - nahezu gar nicht gibt. Es sei ein Gen-Defekt und uns würde keine Schuld daran treffen. Kein wirklicher Trost, denn ich musste mir sagen lassen das mein Kind sterben muss. Dieser Professor saß vor mir und teilte mir dies mit, während es in meinem Bauch strampelte???


Sie haben die Wahl!

Das weitere Gespräch verlief sehr trocken. Der Schock saß so tief das man einfach nur noch funktionierte. Dann der Satz: Sie haben die Wahl. Es klang wie Hohn doch er meinte es ernst. Wir hatten die Wahl zwischen dem Abbruch der Schwangerschaft und dem kompletten Austragen des Kindes sofern sie es bis zum eigentlichen Geburtstermin schafft. Der Arzt legte mir den Abbruch ans Herz. Danica würde bei einer normalen Austragung sofort nach der Geburt ganz grausam ersticken ohne das es eine Möglichkeit gäbe dieses zu verhindern. Die Alternative dazu sei der Abbruch um der kleinen diesen Tod bei vollem Bewusstsein zu ersparen. Das war sie also. Die Wahl. Nein, für uns war das keine Wahl. Wer würde seinem Kind dieses Leid antun?? Der Abbruch wurde angesetzt für den: 27.11.2007 13.30Uhr.  


Uniklinik Bonn Station 1  27.11.2
007

Das was mir in der Klinik an diesem Tag begegnete war unfassbar. Nach gut 2 Stunden Wartezeit trotz Termin, begann das Aufklärungsgespräch über das weitere Vorgehen an diesem Tag. Der Abbruch sollte unmittelbar nach diesem Gespräch eingeleitet werden. Der Arzt betrat das Zimmer, sagte weder guten Tag noch stellte er sich vor. Ganz im Gegenteil. Er trat mir mit einer grenzenlosen Arroganz entgegen und wiederholte mehrfach, daß ich ja gleich mein Kind töte obwohl ich es ja genauso gut hätte Austragen können. Immer wieder gab er mir das Gefühl ein Mörder zu sein. Gäbe es auch nur den Hauch einer Chance das mein Schatz überleben könnte.... ich würde nicht im Traum an einen Abbruch denken. Aber sie hat keine Chance. Und trotz dieser Tatsache wurde ich behandelt wie ein Verbrecher. Das Verhalten dieses Arztes, die Arroganz und diese Bosheit die er mir entgegen brachte waren zu viel für mich. Ich brach das Gespräch ab und wir fuhren nach Hause.


29.11.2007
    
Durch Zufall erfuhr ich das eine nahe gelegene Klinik ebenfalls diese Art des Abbruchs macht. Noch am Morgen rief ich dort an und schilderte meinen Fall. Der Zuständige Arzt rief mich daraufhin zurück und wieder erzählte ich meine Geschichte. Der Arzt (Dr. Blees, den ich hier sehr gerne mit Namen erwähne!!) war sehr verständnisvoll und konnte das Verhalten seines Kollegen nicht verstehen. Im Gegenteil... er war entsetzt darüber. Er sagte: Wenn Sie bereit zu diesem Schritt sind dann kommen sie vorbei. Ich sollte lediglich im Kreissaal anrufen und bescheid sagen das ich mich auf den Weg mache. Ich verbrachte die Nacht damit mich von meiner Tochter zu verabschieden.


30.11.2007

Gegen 7.30 Uhr rief ich in der Klinik an und wir machten uns gleich darauf auf den Weg. Dann der Schock. Der diensthabende Arzt fühlte sich dieser Situation nicht gewachsen. Mein Arzt bedauerte dies zutiefst. Nach kurzer Überlegung holte er die Dienstpläne und schaute nach was er nun tun könne. Er rief einen Kollegen an und dann entschied er, sich um den Abbruch selbst zu kümmern mit Unterstützung des vorher angerufenen Kollegen. Somit wurde mir der 03.12.2007 für den Beginn angegeben. Der Arzt sowie alle Krankenschwestern die mir dort begegneten waren sehr zartfühlend und gaben mir das Gefühl verstanden zu werden.


6.12.2007   

Nach 3 Tagen ist es geschafft. Danica wurde am 5.12.2007 um 9.55 Uhr geboren und verstarb.Sie bekam noch im Kreissaal vom Arzt die Nottaufe und wurde kurz darauf von einer Pfarrerin gesegnet. Danica war 18cm groß und wog 500g. Allen Ärzten, Krankenschwestern und Hebammen spreche ich mein größtes Lob aus. Es waren Tage der Geborgenheit und des Mitgefühls. Und dennoch, der Schmerz sitzt tief.


Vielen Dank DRK Krankenhaus Hachenburg!
                                                                     



7.12.2007

Es war eine schreckliche Nacht. Danica´s Bruder schlief bei uns im Elternbett. Mitten in der Nacht wachte er schreiend auf und weinte bitterlich. Er war kaum zu beruhigen. Mit seinen 7 Jahren ist der Verlust auch für ihn kaum zu ertragen. Auch sagte er mir an diesem Tag: Ich muss unbedingt mit auf die Beerdigung, weil ich muss meiner Schwester doch zeigen wo sie hin muss.

 

 

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